Keine Entscheidung muss endgültig sein.
Manche Entscheidungen im Leben fühlen sich unsagbar endgültig an und machen uns das Leben schwer. Das muss aber gar nicht sein. Denn niemand anderes als wir selbst haben in der Hand, wie es danach weiter geht.
Die Plätze im Gemeinschaftsraum des Hostel Eden sind alle besetzt. Schnell wird sich noch ein Wrap von der Vleischerei und ein erfrischendes Getränk von der Hostel-Bar geholt. Dann kann es losgehen.
Auf dem grünen Samt-Sofa sitzt eine junge Frau mit sanften Augen. Katharina liebt und lebt den Kontrast und scheut sich nicht, auch einmal die Miene zu verziehen. Sie zupft auf ihrer Gitalele und singt darüber, wie es ist ein Geist zu sein. Doch schnell kommt die Erkenntnis, zum Geist kannst nur Du Dich machen. Behütet aufgewachsen haben ihre Eltern ihr vieles mitgegeben, aber nicht die Fähigkeit sich entscheiden zu können. Katharina fühlte sich so lange bevormundet, dass sie im Endeffekt nicht mehr in der Lage war zwischen Pizza oder Pasta zu wählen. Wortwörtlich. Wie bringt man sich selbst bei Entscheidungen zu treffen, Stellung zu beziehen und sich auch zu streiten, wenn es nötig ist?
Damit sie nicht dazu verdammt ist, ihr Leben lang mit zuschwimmen, ergreift Katharina die Gelegenheit beim Schopf. Heute ist sie als Vergolderin auf Wanderschaft, begleitet nur von ihrem Rucksack. Seitdem sie viele kleine Entscheidungen getroffen hat, fühlt sich alles leichter an, sagt sie. Denn es gibt ihn nicht, den einen großen Entschluss. Traut Euch und wartet nicht auf Perfektion. Danke Katharina.
Kontrast und Gemeinsamkeit liegen nah beieinander. So auch bei unseren beiden Rednerinnen. Antje wusste schon von Kind auf, was sie machen wollte. Energiegeladen wie Pippi Langstrumpf fegt Antje durch das Leben und verfolgt ihren Traum, Maskenbildnerin zu werden. Irgendwann stellt sie fest, dass auch sie oft eine Maske trägt. Geht es nicht vielen so, dass sie nach außen selbstbestimmt wirken und sich eigentlich eingesperrt fühlen? Viele kleine Momente, können zu einer großen Gesamtsituation ausufern. Als Antjes emotionaler Wandschrank überquillt, beschließt sie sich aus ihrer Situation zu befreien. Sie lässt ihre toxische Beziehung hinter sich und findet die Selbstbestimmung nun auch im Privatleben.
Masken gibt es bei Antje heute nur noch in ihrem Job. In neuen Rollen findet sie sich trotzdem ständig wieder. Mit ihrem Projekt Sascha&Sascha bricht sie mit Tabus. Mit Humor werden Themen wie sexualisierte Gewalt, Diskriminierung und Gleichberechtigung beleuchtet. Antje wünscht sich Verbundenheit und mehr Mut in der Gesellschaft. Denn es gibt nie nur eine Pippi, sondern immer auch Annika und Tommy. Deshalb hört sie Menschen zu, um das Wir zu stärken. Danke Antje.
Wow, was nehmen wir heute wieder alles mit. Lasst uns negative Erfahrung in positive Energie umwandeln. Wir können tagtäglich voneinander lernen, also haltet Augen und Ohren offen. Und wenn Euch jemand begegnet, den Ihr bei Auf anderen Pfaden – Mutige Lebensgeschichten sehen wollt, schreibt uns (hallo@zitronengrau.design).
Danke, an alle die da waren, an das Hostel Eden und an die Vleischerei. Wir freuen uns auf den 12. Juni und die zehnte Ausgabe von Auf anderen Pfaden.