Egal, was gestern war – es zählt, was heute ist.
Am 13. Juni öffneten sich die Türen zum siebten Mal, inspirierenden und mutigen Lebensgeschichten bei Auf anderen Pfaden im Hostel Eden zu lauschen. Mit Thomas Wrobel, dem Leipziger Künstler und Besitzer des Restaurants Chinabrenner, hatten wir diesmal einen Gast, der gleichzeitig für das Essen sorgte. Die großen, duftenden Behälter brachte er mit den Worten “Wenig kann ich nicht” herein und stellte sie hinter den Tresen.
Der Raum füllte sich und kein Sitzplatz blieb frei als Thomas vor dem Publikum Platz nahm und uns einlud, mit Ihm auf seine Reise zu kommen. Ganz offen sprach dieser groß gewachsene Mann davon, dass Ihn die Einladung zu Auf anderen Pfaden erstmals dazu bewegt hatte, sich mit seinem Lebensweg zu beschäftigen. Was folgte, waren viele wunderbare und witzige Anekdoten eines Mannes, dessen Leben durch eine Reise nach China im Jahr 1992 stark verändert wurde. Als er nach der Wende die Chance zum Studium in China nutzte, verschlug es ihn nach Sichuan.
Das Land kennengelernt hatte Thomas damals ganz bewusst über das Essen. Mit der Kamera erkundete er die Straßen, immer auf der Suche nach der nächsten Garküche. Er schaute den Köchen über die Schulter, filmte sie und wurde dabei selbst von einer neugierigen Kinderschar begleitet. Kopiert hat er dabei nie, aber er hat sich die Art und Weise, zu essen und zu kochen, zu Eigen gemacht. Denn, so sagt er „Gehe nie ausgetrampelte Pfade”.
Das „Land der Mitte“ hat das gesamte Leben von Thomas eingenommen. So auch seine Kunst, welche er überall einfließen lässt. Mit seinen Installationen schafft es Thomas, die Wirklichkeit auszudehnen, zu verändern und teilweise ad absurdum zu führen. Das geht von schaukelnden Chinesinnen, über einen künstlichen Massagesalon außerhalb des gewohnten Kunstkontextes bis eben hin zu seinem Restaurant.
Also geht mit wachen Augen durch sein Restaurant und stellt Fragen. Wieso zum Beispiel, läuft man beim Betreten direkt auf eine Wand zu?
Eins ist uns dank Thomas klar: Der Tisch muss immer voll sein – mit Essen und mit Menschen.
Egal, was gestern war – es zählt, was heute ist
Nach einer kurzen Pause durften wir Mandy Pearson begrüßen. Die junge Frau mit dem ansteckenden Lachen nahm uns mit nach Kalifornien. Dort wollte sie 13 Monate als Au Pair arbeiten. Daraus wurden dann 13 Jahre mit Studium, Familie und Facebook.
Mandy hat eine Karriere, von der viele träumen. Als Facebook noch als Start-Up galt, baute sie, an der Seite von Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg, das junge Unternehmen mit auf. Der Erfolg bestärkte Mandy darin, andere Menschen unterstützen zu wollen. Denn jeder sollte für jeden da sein. Während ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten hat sie gelernt, das Glück findet einen auch, ohne dass man viele Dinge besitzen muss. Die Hauptsache dabei ist, dass man zusammenhält.
Nach Deutschland (zurück) zu kommen, stand für Mandy und ihren Mann Dunagan immer fest. Als ihre Großeltern krank wurden, war es Zeit diesen Plan in die Tat umzusetzen. Während das für Mandy hieß, sich wieder in Dresden einleben zu müssen, begann für Dunagan das Abenteuer in einem anderen Land zu leben. Obwohl sie vorne sprach und er am anderen Ende des Raumes saß, war die Dynamik der beiden für alle spürbar. Und als der Amerikaner dann noch zustimmend „Nu klar, ich weeß“ sagte, war dem gesamten Raum klar: diese Verbindung ist etwas ganz Besonderes.
Besonders war auch Mandys Offenheit ihren ZuhörerInnen gegenüber. Sie sprach so ehrlich und emotional über ihre Familie, ihre Entscheidungen und ihre Zweifel, dass ihr alle an den Lippen hingen. Daher ihr Ratschlag an alle: „Schafft gemeinsame Erinnerungen und macht mehr von dem, was Euch glücklich macht.“ Und wie diese lebensfrohe Frau genau das tut, was sich gut für sie anfühlt, ist sie auch in Dresden wieder ehrenamtlich tätig. Bei ichhelfe.jetzt werden Hilfsorganisationen und freiwillige HelferInnen miteinander in Verbindung gebracht um gemeinsam mehr zu schaffen. Wir sind imponiert und sagen: Respekt!
Nach diesem Abend begann der Raum zu surren. Überall fanden sich Menschen zusammen, um sich über diese tollen und emotionalen Geschichten auszutauschen.
Wir hätten Thomas und Mandy noch ewig zuhören können. Inspiriert von der Fähigkeit der beiden, ihren Bauch entscheiden zu lassen und ihren Weg konsequent zu verfolgen, ließen wir den Abend ausklingen. Am 22. August treffen wir Euch wieder bei Auf anderen Pfaden VIII – Mutige Lebensgeschichten.